Wir spielen zwar "ausgesuchte
Klänge", die aber wirklich für alle, und über den kleinen
Graben zwischen "Unterhaltung" und "Klassik" kommen wir
mit einem Tanzschritt. Um unsere Musik sind keine Schnüre
gezogen, die das Revier begrenzen, und das "Original" ist
für uns Aufforderung zur Variation. Wir covern und
arrangieren nach Laune und Gelegenheit. Wir spielen auch
keine "Werke", sondern Weisen, "tunes", und damit folgen
wir dem musikalischen Alltag des 16. und 17. Jahrhunderts.
Da konnten Gassenhauer in Schlösser wandern und aus
Trauergesängen Trinklieder werden. Die Melodien jener Zeit
passten sich überall an, sie wurden von Reichen wie Armen
gehört, und so spielen wir sie auch: draußen und drinnen,
für Abenteurer und Träumer, Sammler und Jäger. Diese Musik
zum Tanzen, Trinken, Lieben stellt keine Bedingungen.
Unsere Hörer müssen weder auf Fugeneinsätze achten noch
sechs Stunden auf das Finale warten – ohne Umweg gelangen
sie mit uns in eine andere Welt. Wir spannen unser Saiten,
auf hohen und tiefen Geigen, um beim Hörer das zum
Schwingen zu bringen, was Shakespeare die "heart-strings"
nannte. Und Herzenssaiten bringt ja jeder ohne weitere
Bedingungen mit. (Text:
Volker Hagedorn)
Home is where the
heart is… und das Herz ist das größte Gefäß für
unsere Visionen, unsere Träume, unsere
Erinnerungen und Gefühle, und für die
Lebensenergie die unser Physikalisches Dasein
antreibt.
Alte Fliesen, Dielenböden, Vorhänge aus Spitze,
Körbe die mit bunten Garnen überquellen,
Küchenschränke aus einer alten Anrichte
gebastelt, japanische Aquarelle mit
Schwertlilien und Insekten und Chinakohl, alte
Spiegel, Notenblätter die aus den Regalen
überschwappen, Patchworkdecken, ein prächtiges
Kräutergärtlein auf einem winzigen Balkon,
güldene Armleuchter, Briefbeschwerer aus Glas…
diesen Raum, im obersten Geschoss eines kleinen,
viergeschössigen Altbaus, teile ich mit zwei
Gefährten der Gattung Felis Catus. Die
Küchenregale sind voll mit braunen
Apothekergefäßen, mit Gewürzen und Getreide
gefüllt, da ich es liebe zu kochen und zu
backen. Man findet öfter Wollknäuel und
Stoffstücke herumliegen, die sich erstmal
einleben bevor sie mir ihre Wünsche zur
Selbstverwirklichung enthüllen. Unordentliche
Bücherstapel: Bücher über Musik und Hermetische
Philosophie, Viktorianische Schauerromane,
Bücher über Schwingungsmedizin und energetisches
Heilverfahren, historische und kreative
Stricktechniken. Schachteln und Kisten voll mit
zerbrochenen Kostbarkeiten die von Flohmärkten
gerettet wurden, zusammen mit Haufen von alter
Spitze und Leinen….die alle darauf warten neues
Leben eingehaucht zu bekommen, nachdem sie
endlich ein neues Zuhause gefunden haben. Aus
liebevoll eingerahmten Fotos die an der Wand
hängen, wachen Grosseltern und Urgrosseltern
über uns, und Freunde und erweiterte Familie die
auf dem Planeten verstreut sind teilen unsere
Hoffnungen und Enttäuschungen, unsere Freuden
und unser Leid.
Nach den Stationen
München, Los Angeles, Braunschweig, Wien,
Wuppertal, London und Köln von einem Weltenbummler
zu sprechen, würde wahrscheinlich zu weit gehen.
Doch der Begriff „Welten“ läßt sich ja auf vieles
übertragen.
So ist Andreas nicht nur räumlich gewandert, auch
in der Musik ist er von der „modernen“ Geige mit
Stahlsaiten mittlerweile bis zu den
Renaissance-Instrumenten mit kompletter
Darmbesaitung gekommen. Für jemand, der sich mit
13 Jahren die Komplettaufnahme der Schostakowitsch
Symphonien gekauft hat und Stravinskys „Sacre“
auswendig zur CD mitdirigieren konnte doch
wirklich ein Weltensprung. Kulinarisch kann man
zumindest von Weltoffenheit sprechen, durch frühe
Einflüsse gehören mittlerweile China, Indien,
Italien und Frankreich zu den festen größen in
Andreas' Kochprogramm. Es werden aber auch
weiterhin Spähtrupps in andere Gebiete der Erde
entsandt.
Durch den frühen Aufenthalt in den USA ist Andreas
quasi zweisprachig aufgewachsen. Abgesehen vom
mehr oder weniger flüssigen Gebrauch der
englischen Sprache profitiert er vor allem von der
großartigen Literatur dieses Sprachraums.
Doch auch die Liebe steht bei Andreas ganz unter
dem Zeichen der Weltoffenheit. Seine Frau ist halb
isländisch-halb schottisch, in Deutschland geboren
und noch dazu in Holland aufgewachsen. Somit hat
Andreas Verwandschaft, die über ganz Europa
verstreut ist.
Abschließen muß noch gesagt werden, daß es
natürlich auch Punkte gibt, bei denen auch
Andreas' Weltoffenheit aufhört, doch hier ist
nicht der richtige Ort um sich darüber
auszulassen...
Die ungarische Geigerin
Zsuzsanna Czentnár studierte zunächst an der Franz
Liszt Akademie in Ungarn und schloss ihr Studium
in 2005 mit Auszeichnung ab. Noch in diesem Jahr
kam sie nach Deutschland um ihre Ausbildung in der
Klasse von Prof. Géza Kapás an der Hochschule für
Musik in Köln fortzusetzen. Ihre Begeisterung für
die so genannte “alte Musik” wurde durch
Meisterkurse bei Simon Standage und Ingeborg
Sheerer geweckt. Im Jahr 2012 absolvierte sie ein
Masterstudium für Barockgeige in der Klasse von
Prof. Richard Gwilt in Köln. Sie sammelte
umfangreiche Orchesterserfahrungen u.a. als
Konzertmeisterin des Streich- und
Sinfonieorchesters der Debrecener Universität
(2005), Praktikantin und Aushilfe des
Sinfonieorchester Aachens (2007-2009) und hat u.a.
an der Arbeit des “Jeune Orchestre Atlantique”
(Frankreich), der Debrecener Symphoniker und das
Limburg Sinfonie Orkest teilgenommen.
Zsuzsanna Czentnár lebt zur Zeit als
freischaffende Musikerin in Köln. Als
Kammermusikerin und Solistin gastierte sie an
Festivalen wie z.B. Ostbelgien Festival (2007),
Early Musik Festival Utrecht – Fringe Program
(2011), Tage Alter Musik Herne (2010, 2012),
Altenberger Kultursommer (2012), Bach
Biennale-KiBa Festival (2012). Konzerte mit
diversen Ensembles, Kammerorchesters (wie z.B.
l'arte del mondo, Kölner Akademie, Il concerto
barocco, Musica Aeterna Bratislava), führten sie
nach Asien und Amerika und durch ganze Europa.
Italien und das 17.
Jahrhundert: zwischen all dem, was jeder Tag so
mit sich bringt, sind dies zwei tragenden Säulen
in Johannes' Leben. Ob beim Geigenbau, Musizieren
oder wissenschaftlichen Arbeiten, immer wieder
finden die beiden auf manchmal verschlungenen
Wegen in wundersamer Weise zusammen. Doch schon
beim Wein und anderen Genüssen zeigten sich erste
natürliche Grenzen und kein Mensch hält es ein
ganzes Leben lang ausschließlich mit italienischer
Barockliteratur und -malerei aus, weshalb früh die
Notwendigkeit von Exkursionen in benachbarte
Gefilde erkannt wurde. So konnte Exquisite Noyse
zu einem Lieblingsprojekt werden: die ganz andere
Satztechnik der Renaissancemusik, die besondere
Bauart der gerade erst entstandenen
Geigeninstrumente, spannende aufführungs- und
besetzungspraktische Fragen und als gesunder
Kontrapunkt eine entschiedene und immer wieder
gerne gemeinsam praktizierte Lebenszugewandheit
der Ensemblemitglieder, die sich in Kochorgien und
Verkostung (dann doch immerhin häufig)
italienischer Flüssigkeiten Bahn bricht!
Mit vier Jahren hört
Vincent in einem Konzert eine Harfe und ist
hingerissen von diesem Instrument. Noch hat er zu
kurze Arme um selbst spielen zu können, aber die
Harfe geht ihm nicht aus dem Kopf und mit sechs
Jahren bekommt er eine kleine Harfe im Stil des
15. Jahrhunderts - für ihn die perfekte Größe.
Er spielt irische und keltische folk tunes und
arbeitet mit den Jahren zunehmend mit der
Improvisation und später auch mit Bossa und Jazz.
Eine seiner lebhaftesten Kindheitserinnerungen
ist, wie er mit sieben bei Proben zu Händel's
"Joshua" in der ersten Reihe sitzt und die
Partitur mitliest. Jahre später packt ihn dann die
Alte Musik nicht nur als Zuhörer, sondern als
Musiker.
Mit fünfzehn beginnt er diverse Harfenfestivals zu
besuchen und absolviert Kurse mit international
anerkannten Harfenisten wie Rüdiger Oppermann,
Park Stickney, Maeve Gilchrist and Mara Galassi
und nimmt 2010 seine erste Solo-CD „Just Do It“
auf dem „KlangWelten“ Label auf. Jetzt studiert
Vincent an der Schola Cantorum Basiliensis
historische Harfen und erkundet Mittelalter,
Renaissance und Frühbarock. Für ihn großes
Vergnügen und große Herausforderung: nach der
mündlichen Tradition des Folk und der freien
Improvisation im Jazz fällt es ihm leicht sich
neue Lieder, Melodien und Rhythmen über das Gehör
anzueignen und hat große Freude an der
Beschäftigung mit früher Notationspraxis.
Vincent ist festes Mitglied der Ensembles
„Exquisite Noyse“ und „Sollazzo Ensemble“. Mit
„Exquisite Noyse“ ist er auf der 2015 erschienenen
CD „la voce del violino“ mit Instrumentalmusik des
16. Jahrhunderts und mit eigenen Improvisationen
zu hören. „Sollazzo Ensemble“ ist Teil des
„eeemerging“ Förderungsprogrammes und hat die
„York Early Music Young Artist’s Competition 2015“
gewonnen; die erste CD des Ensembles wird sich
Musik des 14. und 15. Jahrhunderts widmen und wird
im kommenden Jahr aufgenommen. Vincent tritt
darüber hinaus in verschiedenen Formationen als
Continuospieler auf.